Zu Hause
Von meinen Mitfreiwilligen, die vor dem Sprachkurs schon ein Weilchen in Tandala waren, werde ich gleich nach der Ankunft herumgeführt. Das Diakoniezentrum Tandala, das jetzt für ein Jahr mein zu Hause ist, ist nicht groß, aber wirklich schön. Nachdem man das Eingangsschild passiert hat, gibt es zunächst mal einen kleinen Laden mit allerhand nützlichen Dingen wie Papier, Regenschirmen, Klopapier und Keksen. Geführt wird der Laden von einer unserer Nachbarinnen, die auch so gerne mal bei uns vorbeikommt. Auf der einen Seite ist dann die Kirche von Tandala mit dem dahinter liegenden Kindergarten, auf der anderen geht ein Weg weiter. An dem kommt dann erst das Haus meiner beiden Mitfreiwilligen Matteo und Dustin, dann das unserer beiden durchaus lustigen, aber manchmal auch etwas anstrengenden Nachbarinnen und schließlich meins. Zwei Wohnhäuser später kommt schon das Office der Diakonie. Mit einem kleinen Platz, an dem ein Gemeindehaus für die tägliche Morgenandacht, ein schickes neues Gästehaus und die Gärtnerei, Schreinerei und Näherei des Zentrums liegen, endet das Gelände.Mein Haus ist wirklich wohnlich und schön eingerichtet. Es besteht aus einem großen Raum, der Flur, Wohnzimmer und Küche zugleich ist mit Gasherd, großem Tisch, Küchenregal und Schreibtisch und einem kleineren Schlafzimmer. Das Klo ist draußen in einem extra "Sanitärblock", genau wie die tröpfelnd funktionierende Dusche und der Wasserhahn, den ich mir mit ein paar Nachbarn teile.
Die ersten paar Tage verbringe ich mit einrichten und ankommen. Einmal werde ich vom Fahrer des Diakoniezentrums zur Lupalilo Secondaryschool gebracht, in der ich arbeiten soll. Erstmal allerdngs nur um den Direktor zu begrüßen und das Gelände mal anzuschauen.
Zu Fuß dauert der Weg gut 50 Minuten, ist aber sehr schön. Es geht erst kurz durch ein Waldstück. Dann durch Ikonda, das Nachbardorf, in dem sich auch ein größerer Markt befindet, wo man Obst und Gemüse bekommt und was sonst noch so überlebensnotwendig ist. Nach Ikonda geht es noch ein ganzes Stück eine Straße entlang (nicht gepflastert und ohne Autos, aber eine Straße), dann den Berg hoch und schon ist man da. Nach nur einem Fehlversuch finde ich den Weg sogar problemlos alleine.
Alltag
Obwohl es erst 4 Wochen sind, die ich jetzt hier bin, haben sich schon ein paar Dinge eingebürgert: Außer Mittwochs, wo ich sehr früh in der Schule sein muss, gehe ich jeden Tag mit den anderen zur Morgenandacht des Diakoniezentrums. Danach Frühstücken wir auf der Terasse von Matteo und Dustins Haus. Von meiner Nachbarin kaufen wir immer sehr leckeres frisches Brot und von einem anderen Diakonie-Mitarbeiter manchmal frische Milch, es frühstückt sich also nicht schlecht. Danach gehe ich zur Schule, in der Theorie die Zeit nutzend zum Swahili-Vokabeln lernen... Wenn ich dort ankomme dauert es meistens nicht mehr allzu lange bis zur Tee-Pause. Dann gibt es im Lehrerzimmer extrem süßen Tee und Mandazi, eine Art weniger süßer aber fettigerer Quarkbällchen. Die Zeit in der Schule verbringe ich damit, mit den sehr netten ziemlich jungen Kollegen zu quatschen (englisch mt ein paar Brocken Swahili) oder zu versuchen, ihre swahili-Unterhaltungen zu verstehen, mich manchmal ein bisschen zu langweilen, wenn im Lehrerzimmer nur der Fernseher läuft, Unterricht vorzubereiten und natürlich zu unterichten. An letzteres muss ich mich noch ein bisschen gewöhnen. Ich unterrichte im Moment 6 Wochenstunden à 80 Minuten Englisch. Die Kinder verstehen leider nicht besonders viel, was das Ganze für mich zu einer echten Herausforderung macht. Aber ich bin guten Mutes dass das noch wird! Nachdem es in der Schule Mittagessen gab - 4 mal die Woche Ugali mit Bohnen und einmal Reis - laufe ich irgendwann zurück nach Tandala, manchmal mit Zwischenstop auf dem Markt.3 Mal in der Woche probt nachmittags der Chor, in dem Matteo und ich mitsingen. Wobei das Wort "Probe" nicht so eng gesehen werden darf. Eigentlich stimmt jemand ein Lied an und alle singen mit, kennen irgendwie immer der Text und die verschiedenen Stimmen eh schon auswendig und wir stehen erstmal ein bisschen überfordert da. Meistens wird dann aber der Text für uns aufgeschrieben und es macht wirklich Spaß mitzusingen. Mit der Chor-Gruppe werden auch manchmal andere Unternehmungen gemacht. Einmal haben wir Putzdienst und machen die Kirche sauber, ein andermal besuchen wir irgendeinen Verwandten eines Chormitglieds im Krankenhaus und einmal gehen wir sogar in den Wald um vom choreigenen Bienenstock Honig zu holen. Das ist vielleicht eine Aktion! Völlig chaotisch, fast ohne Schutzmontur und erst beim dritten Versuch erfolgreich. Aber absolut lohnenswert mit super gut gelaunten Chor-Leuten und fast ohne Stiche. Dass frische Honigwaben essen eine grandiose Sache ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen..