Donnerstag, 23. Oktober 2014

Zu Hause

Von meinen Mitfreiwilligen, die vor dem Sprachkurs schon ein Weilchen in Tandala waren, werde ich gleich nach der Ankunft herumgeführt. Das Diakoniezentrum Tandala, das jetzt für ein Jahr mein zu Hause ist, ist nicht groß, aber wirklich schön. Nachdem man das Eingangsschild passiert hat, gibt es zunächst mal einen kleinen Laden mit allerhand nützlichen Dingen wie Papier, Regenschirmen, Klopapier und Keksen. Geführt wird der Laden von einer unserer Nachbarinnen, die auch so gerne mal bei uns vorbeikommt. Auf der einen Seite ist dann die Kirche von Tandala mit dem dahinter liegenden Kindergarten, auf der anderen geht ein Weg weiter. An dem kommt dann erst das Haus meiner beiden Mitfreiwilligen Matteo und Dustin, dann das unserer beiden durchaus lustigen, aber manchmal auch etwas anstrengenden Nachbarinnen und schließlich meins. Zwei Wohnhäuser später kommt schon das Office der Diakonie. Mit einem kleinen Platz, an dem ein Gemeindehaus für die tägliche Morgenandacht, ein schickes neues Gästehaus und die Gärtnerei, Schreinerei und Näherei des Zentrums liegen, endet das Gelände.
Mein Haus ist wirklich wohnlich und schön eingerichtet. Es besteht aus einem großen Raum, der Flur, Wohnzimmer und Küche zugleich ist mit Gasherd, großem Tisch, Küchenregal und Schreibtisch und einem kleineren Schlafzimmer. Das Klo ist draußen in einem extra "Sanitärblock", genau wie die tröpfelnd funktionierende Dusche und der Wasserhahn, den ich mir mit ein paar Nachbarn teile.
Die ersten paar Tage verbringe ich mit einrichten und ankommen. Einmal werde ich vom Fahrer des Diakoniezentrums zur Lupalilo Secondaryschool gebracht, in der ich arbeiten soll. Erstmal allerdngs nur um den Direktor zu begrüßen und das Gelände mal anzuschauen.
Zu Fuß dauert der Weg gut 50 Minuten, ist aber sehr schön. Es geht erst kurz durch ein Waldstück. Dann durch Ikonda, das Nachbardorf, in dem sich auch ein größerer Markt befindet, wo man Obst und Gemüse bekommt und was sonst noch so überlebensnotwendig ist. Nach Ikonda geht es noch ein ganzes Stück eine Straße entlang (nicht gepflastert und ohne Autos, aber eine Straße), dann den Berg hoch und schon ist man da. Nach nur einem Fehlversuch finde ich den Weg sogar problemlos alleine.

Alltag

Obwohl es erst 4 Wochen sind, die ich jetzt hier bin, haben sich schon ein paar Dinge eingebürgert: Außer Mittwochs, wo ich sehr früh in der Schule sein muss, gehe ich jeden Tag mit den anderen zur Morgenandacht des Diakoniezentrums. Danach Frühstücken wir auf der Terasse von Matteo und Dustins Haus. Von meiner Nachbarin kaufen wir immer sehr leckeres frisches Brot und von einem anderen Diakonie-Mitarbeiter manchmal frische Milch, es frühstückt sich also nicht schlecht. Danach gehe ich zur Schule, in der Theorie die Zeit nutzend zum Swahili-Vokabeln lernen... Wenn ich dort ankomme dauert es meistens nicht mehr allzu lange bis zur Tee-Pause. Dann gibt es im Lehrerzimmer extrem süßen Tee und Mandazi, eine Art weniger süßer aber fettigerer Quarkbällchen. Die Zeit in der Schule verbringe ich damit, mit den sehr netten ziemlich jungen Kollegen zu quatschen (englisch mt ein paar Brocken Swahili) oder zu versuchen, ihre swahili-Unterhaltungen zu verstehen, mich manchmal ein bisschen zu langweilen, wenn im Lehrerzimmer nur der Fernseher läuft, Unterricht vorzubereiten und natürlich zu unterichten. An letzteres muss ich mich noch ein bisschen gewöhnen. Ich unterrichte im Moment 6 Wochenstunden à 80 Minuten Englisch. Die Kinder verstehen leider nicht besonders viel, was das Ganze für mich zu einer echten Herausforderung macht. Aber ich bin guten Mutes dass das noch wird! Nachdem es in der Schule Mittagessen gab - 4 mal die Woche Ugali mit Bohnen und einmal Reis - laufe ich irgendwann zurück nach Tandala, manchmal mit Zwischenstop auf dem Markt.

3 Mal in der Woche probt nachmittags der Chor, in dem Matteo und ich mitsingen. Wobei das Wort "Probe" nicht so eng gesehen werden darf. Eigentlich stimmt jemand ein Lied an und alle singen mit, kennen irgendwie immer der Text und die verschiedenen Stimmen eh schon auswendig und wir stehen erstmal ein bisschen überfordert da. Meistens wird dann aber der Text für uns aufgeschrieben und es macht wirklich Spaß mitzusingen. Mit der Chor-Gruppe werden auch manchmal andere Unternehmungen gemacht. Einmal haben wir Putzdienst und machen die Kirche sauber, ein andermal besuchen wir irgendeinen Verwandten eines Chormitglieds im Krankenhaus und einmal gehen wir sogar in den Wald um vom choreigenen Bienenstock Honig zu holen. Das ist vielleicht eine Aktion! Völlig chaotisch, fast ohne Schutzmontur und erst beim dritten Versuch erfolgreich. Aber absolut lohnenswert mit super gut gelaunten Chor-Leuten und fast ohne Stiche. Dass frische Honigwaben essen eine grandiose Sache ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.. 

Sonntag, 19. Oktober 2014

Ankommen

Nach dem, in einer Bar mit allen Mitfreiwilligen und sogar einigen der Lehrer gebührend gefeierten, letzten Abend ist es Zeit, "nach Hause" zu fahren. Mit ein paar Anderen fahre ich Richtung Süden in die Berge. Der Reisebus fährt mitten durch einen kleinen Nationalpark und wir sehen eine Menge Antilopen und Affen, ein paar Giraffen und auch Elefanten. Man kommt sich hier manchmal vor wie ein kleines Kind: Während wir an den Fensterscheiben kleben und uns gegenseitig begeistert erzählen was wir sehen,  schenken die anderen Businsassen dem überhaupt keine Beachtung. In Njombe, der nächsten großen Stadt vor Tandala, bleiben wir zu Sechst übers Wochenende, um uns noch einen irgendwofür nötigen Stempel im Pass zu besorgen. Obwohl nicht vergleichbar mit Riesenstädten wie Daressalam gibt es in Njombe  wirklich fast alles. In einem Molkereiladen erstehen wir sogar einen Käse und sind restlos begeistert. Wir wohnen in einem ziemlich schönen Hotel, dessen super netter Besitzer diejengen die schon weiter fahren bereitwillig zum Busstand und uns anderen am Montag Morgen sogar zum Immigration-office führt. Dort bekommen wir nach einer angemessenen Wartezeit von ungefähr 1,5 Stunden unsere Pässe mit einer sehr offiziell aussehenden neuen Sete wieder, auf der mehrere Stempel und handgeschriebe Vermerke prangen.
Nach diesem Erfolg machen wir uns an die letzte Wegetappe und nehmen den Bus nach Tandala. Obwohl ich hier schon mehrmals Bus und Daladala gefahren bin und wir auch auf Fahrten mit dem Sprachkurs immer sehr gequetscht saßen, lässt sich nichts wirklich mit dieser Fahrt vergleichen. Man kann sich einfach tatsächlich nicht bewegen. Gar nicht. Unsere Rucksäcke werden mit irgendwelchen Schnüren auf das Dach gebunden und ich befürchte ein bisschen, mein Gepäck nach so langer gut überstandener Reise kurz vorm Ziel doch noch irgendwie zu verlieren. Aber es geht natürlich alles gut, die Leute wissen wohl schon, was sie tun. Die Aussicht während der Fahrt macht auch einiges wieder wett. Wir fahren jetzt richtig durch Berglandschaft und man hat einen echt weiten Blick.
Nach 3 langen Stunden steigen wir - Matteo, Dustin und ich - in Ikonda aus. Nach einem kurzen Markteinkauf und einigen "Wazungu!" (Weiße!)-Rufen werden wir von Erick, dem Fahrer des Diakoniezentrums Tandala abgeholt. Knapp 10  Minuten später stehe ich plötzlich in meinem Haus und bin sehr sehr froh, mein schweres Gepäck, das ich seit 3 Wochen immer wieder weiter schleppen musste, endlich richtig ablegen zu können. Die Wohnung ist richtig gemütlich und es hängt ein "Karibu sana" (herzlich wilkommen) Schild an der Wand.

Freitag, 3. Oktober 2014

Sprachkurs

Der Tagsablauf unseres 2-wöchigen Sprachkurses ist folgender:
- 7:00 Frühstück
- 7:45 Morgenandacht im Klassenzimmer
- 8:00 bis 10:00 "lecture" über Kiswahili-Grammatik & Vokabeln Teil 1
- 10:00 bis 10:30: chai - Tee/Kakao und was zu essen, mandasi, popcorn, nüsse oder so
- 10:30 bis 12:00 "lecture" über Kiswahili-Grammatik & Vokabeln Teil 2
- 12:00 Mittagessen (ziemlich gut übrigens)
- 12:00 bis 14:30 Mittagspause
- 14:30 bis 16:00 Group drills - intensive aber recht stumpfsinnige Übungen in 3er Gruppen mit jeweils
  eigenem Lehrer
- der Rest des Tages: Frei
Der Tag besteht eigentlich aus Essen und lernen, zwischendurch mal ein bisschen Volleyball oder Karten spielen, Wäsche waschen oder in die Stadt fahren um einzukaufen.. Wir werden hier ganz schön gemästet, zum Chai (Tee)  gibt es meistens noch Mandazi (ein bisschen wir Krapfen) oder Süßkartoffeln oder geröstete Nüsse.

Viehmarkt

Ein Höhepunkt ist der Ausflug zum Masai-Viehmarkt. Nach ca. einer Stunde Fahrt befinden wir uns plötzlich auf einem riesigen Platz voll mit vielen Marktständen , traditionell gekleideten Masai und Kühen und Ziegen. Einer der Sprachschullehrer, der uns begleitet  und selbst ein Masai ist erklärt uns, dass Kühe in der Masai-Kultur immernoch die Hauptwährung darstellen. Auf dem Markt hier werden sie einzeln und in größeren Mengen verkauft und werden durch die Menge getrieben. Es gibt auch eine Ecke, in der geschlachtet wird. Wir gehen schnell weiter als wir die schon halb tote Ziege noch zappeln sehen, aber außer uns schenkt dem Niemand Beachtung.
Hier fallen wir mehr auf als bisher irgendwo und nicht wenige Masai ziehen zwischen ihren traditionell umgebundenen Tüchern plötzlich  Handy's  hervor und fotographieren uns (ungefragt und teilweise aus 2 Metern Entfernung) - eine kurose Erfahrung, ich weiß noch nicht recht was ich davon halte.

Bergwandeung

Am vorletzten Tag machen wir einen Wanderausflug auf einen der Berge in der Umgebung. Es geht ziemlich steil hoch und ist echt anstrengend, aber die Landschaft ist die ganze Zeit wunderbar. Erstaunlicherweise scheinen bis ganz Oben noch immer mal Leute zu wohnen und ihre Felder zu bebauen. Unser Ziel ist ein - ironischerweise in der Kolonialzeit von Deutschen gebautes - Häuschen, das schon ziemlich verfallen ist. Wegen des dort so besonders schön anzusehenden Sonnenaufgangs nennt der Platz sich "morning sight". Wir sind leider Mittags da, aber es st trotzdem großartig dort zu rasten.
Auf dem Rückweg laufen wir durch Bananenwälder. Die vielen Schulkinder denen wir entgegen kommen finden es wohl ziemlich lustig, uns zu treffen und wollen uns unbedingt alle einmal abklatschen, um danach dann kichernd davon zu rennen..
unsere Swahili-Klasse

Bergwanderung

tansanischer Grashüpfer
Frauen auf dem Weg zur Feldarbeit