Chorgeschichten
Nachdem wir am Anfang viel gewartet haben, gewöhnen wir uns langsam daran, etwas später als vereinbart zu kommen. Einmal, es soll irgendwas mit dem Bau einer neuen Küche für den Kindergarten zu tun haben, redet der Chorleiter und Kindergarteninhaber Cesco aber allen lange ins Gewissen, unbedingt pünktlich zu sein. Treffen morgen um halb 8, deutsche Zeit, bei Cesco zu Hause. Das ist ungefähr eine halbe Stunde zu laufen, wir machen uns also kurz nach 7 auf den Weg. Als wir kurz nach Halb das Haus betreten, treffen wir nur auf Cesco und seine Familie. Wir setzen und also ins Wohnzimmer, es wird ein bisschen an einem Laptop rumgebastelt, wir spielen mit Cescos 5-jähriger Tochter und mit den Babykatzen die durchs Haus huschen. Nach ungefähr einer Stunde werden wir ein bisschen rumgeführt. Cescos zweiter Kindergarten ist fast nebenan, wir schauen uns alle Räume an und reden ein bisschen mit den Kindergärtnerinnen. Zurück am Haus, werden jetzt Stühle in den Garten getragen und wir warten in der Sonne weiter. Irgendwann trudeln die ersten Chorleute ein und plötzlich ist die Rede davon, dass eine der Mamas Mandazi mitbringt und es dann erstmal Frühstück gibt. Als besagte Mama einige Zeit später mit leeren Händen erscheint wird eben ein Picky (Motorad)-Fahrer angerufen, der eine Weile später Chapati und Mandazi bringt. Es gibt also eine gemütliche Tee- und Frühstücksrunde. Erst gegen 11 geht es dann tatsächlich los: Wir laufen nochmal eine knappe viertel Stunde und befinden uns dann in einem Waldstück, das dem Wort Steilhang eine ganz neue Dimension verleiht. Von dem dort angelegten Nadelwald wurden schon Teile geschlagen und zersägt. Wir machen uns jetzt daran, die langen Holzstücke auf den Weg hochzuzerren und zu stapeln. In der prallen Sonne kommt man dabei ganz schön ins schwitzen. Irgendwann ist wohl genug Holz gestapelt und es geht daran, die Bretter den steilen Weg durch das Waldstück bis an die Straße zu bringen. Völlig selbstverständlich und laut lachen und schwatzend packen sich die Frauen, die teilweise noch ein Baby auf dem Rücken haben, 4 oder 5 solche schweren Stämme auf den Kopf und marschieren los. Wir tragen jeder nur Einen und schon beim ersten Durchgang merke ich, wie mir das Gewicht auf de Wirbelsäule drückt. Aber nicht nur dass der Rücken wehtut, auch das ausbalancieren der bestimmt 3 Meter langen Last ist gar nicht so einfach. Dass der Weg steil und so rutschig ist, dass ich trotz heißen Bodens barfuß laufen muss, macht die Sache auch nicht einfacher. Es war logisch, dass wir mit den Tansanierinnen nicht mithalten können, aber es ist dann doch etwas lustig, wie unbeholfen wir Europäer uns anstellen...Nach nur 3 Gängen muss ich mich verabschieden. Es ist Dienstag und ich habe Nachmittags eine Englischstunde in meiner Schule. Während ich den von Ceso aus noch ein bisschen weiteren Weg zur Lupalilo Secondary School laufe, ziemlich verschwitzt vor der Klasse stehe, wieder nach Hause spaziere und mich meiner kalten Dusche erfreue, arbeiten die anderen fleißig weiter. Gut, eine ausgesehnte Mittagspause mit gutem Essen und Soda gönnen sie sich wohl auch. Aber jedenfalls bin ich schon ein Weilchen wieder zu Hause, als die anderen das Holz Abends mit dem Transporter der Diakonie herbringen und hinter der Kirche abladen. In den nächsten Tagen soll es mit dem Küche bauen losgehen, mal sehen was wir da noch alles lernen können.
Aber auch sonst sorgt der Chor immer wieder für Überaschungen, weil wir bei den Besprechungen selten mehr als Zeit und Treffpunkt verstehen. Einmal besuchen wir alle Onesmo, um sein 5 Tage altes Kind anzuschauen. Wie das hier so üblich ist werden wir zu Genüge mitEssen und Soda versorgt. Ein anderes Mal gesellen sich zum Chor plötzlich 3 Musiker mir e-Gitarren und Bass und die Probe besteht eigentlich nur aus Soundcheck und Rumgeklimper. Einmal ist Sonntags "Mzee"(Alten)-Gottesdienst und wir werden vor der Kirche abgefangen und kochen den ganzen Vormittag Unmengen Reis, "Mboga"(Gemüse) und Fleisch für die aus der ganzen Region hergeholten Alten... Ich bin auf jeden Fall gespannt, was noch so kommt!
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