Donnerstag, 27. November 2014

Nachbarn

Wenn man zwischen den beiden Freiwilligenhäusern hin und her geht, was ich ungefähr 10 mal am Tag tue, kommt man immer bei unseren beiden Nachbarinnen vorbei, die meistens entweder auf der Terasse mit Waschen oder Holz hacken zu Gange sind, dort einfach sind und reden oder in der kleinen Küche bei offener Tür am Feuer sitzen. Ich komme also nicht umhin, jedes Mal Begrüßungen auszutauschen. Nicht selten erschallt wenn man vorbei läuft ein Ruf aus der Küche: "Karibu chai!" oder "Karibu, tunakula ugali!" - Einladungen zu Tee oder Essen, von denen wir nicht ganz sicher sind, wie ernst sie gemeint sind, denn "Karibu (irgendwas)" sagt eigentlich fast jeder hier immerzu. Als ich mich einmal auf eine Teeeinladung zu den beiden setze, dauert es eine Weile bis sie verstehen und noch eine Tasse holen gehen.
Viel öfter, auch wenn wir gerade nicht vorbeilaufen sondern nur auf der Terasse sitzen, erschallt aber der Ruf "Matteeeeeeeo!".Dann geht eine Taschenlampe nicht. Oder die kleinwüchsige Geneto braucht Hilfe beim Wassereimer tragen. Oder sie wollen einfach Matteo Hallo sagen. Vielleicht liegt es daran, dass Dustin und ich ein paar Wochen später gekommen sind, aber er ist meistens die erste Ansprechperson für die beiden.
Macht mir nichts aus, denn die Nachbarn erfodern manchmal eine Menge Zeit und Geduld.
Tutsiwene, die auch den kleinen Diakonieladen betreibt, kommt aber oft auch zu mir. Wenn ihr Tomaten oder sonst etwas fehlt. Oder ich sie gibt mir Geld und ich soll dafür irgendwas vom Markt in Ikonda mitbringen, was ich gerne tue. Mit dem höflich-tansanischen "Hodie!"-Rufen und dann Auf ein "Karibu!" Warten hat sie es aber nicht so. Manchmal steht sie völlig unerwartet vor mir in der Küche, einmal schon mit einem Stück Ingwer aus meinem Regal in der Hand, das sie sich mit Verweis auf ihre Halsschmerzen in den Mund steckt. Aber herzlich und irgendwie liebenswert ist sie trotzdem, manchmal ein bisschen durcheinander vielleicht. In ihrem Laden rechnet sie einmal lange herum, völlig unbeirrt davon dass ich ihr die Summe schon passend entgegen strecke, kommt auf 3 verschiedene Ergebnisse, holt doch den großen Taschenrechner raus, um mir dann endlich mitzuteilen, dass 7.000Tsh und 7.000Tsh addiert 14.000 ergeben...aber wie gesagt, ich kann sie gut leiden!
In menem Häuschen wohnt, mit Eingang zur anderen Seite, noch eine sehr nette Mutter mit ihrem 11-jährigen Sohn. Von ihr kaufen wir unser frisches Brot. Als wir relativ am Anfang einmal ein großes Stück Fleisch geschenkt bekommen und nichts damit anzufangen wissen, kocht sie es mit uns. An dem Abend sind die beiden dann unsere ersten richtigen Gäste, mit denen wir in der Küche gemütlich Abendbrot essen und Soda trinken.
Dass das Radio, das meine Nachbarn besitzen, Samstags und Sonntags von morgens halb 7 an den ganzen Vormttag auf voller Lautstärke läuft, und zwar genau auf der Stufe vor meiner Eingangstür positioniert, hat mich erst gestört. Aber man kann sich an sowas schnell gewöhnen.  Die gute Laune, mit der die gelegentlich größere morgendliche Nachbarschafts-Versammlung vor meiner Tür sich unetrhält, lacht, manchmal dabei wäsche wäscht oder schon Gemüse für das Mittagessen schneidet, steckt mich oft an, auch wenn sie mir ein bisschen Schlaf raubt.
Der Nachbarsjunge kommt manchmal Hallo sagen, leiht sich Stifte von mir oder bringt das Brot im Auftrag seiner Mutter. Bei solchen Gelegenheiten unterhält er sich ein bisschen mit mir, auch wenn ich gestehen muss, dass ich dazu immernoch das Wörterbuch zu Hilfe nehmen muss. Als Matteo und Dustin ihre Zimmer streichen, hilft er begeistert mit, findet dann an Matteos Kamera Gefallen und fotografiert viel.
Er zeigt uns auch, wie man auf dem kleinen Kohle-Ofen, den wir vorher immer nur der Wärme und Gemütlichkeit halber angemacht haben, einen "Cakie" backen kann. Im ganz normalen Kochtopf mit Glut obendrauf als Oberhitze. Wenn er vorbeikommt während wir gerade kochen, schält er schnell ein paar Kartoffeln mit und verschwindet irgendwann wieder.

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